Die aktuelle Corona-Krise stellt das deutsche Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Täglich steigt die Zahl der Infizierten. Schon im vergangenen Jahr, bevor das Virus auftrat, mussten die gesetzlichen Krankenkassen Minusbeiträge von 1,5 Milliarden Euro verzeichnen. Wie die Berechnungen der Krankenkassen ergaben, könnte der Zusatzbeitrag im kommenden Jahr steigen. Anders sieht es bei der privaten Krankenversicherung aus.
Reserven der gesetzlichen Krankenkassen sind abgebaut
Schon 2019, vor der Corona-Krise, mussten die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland ein Defizit von 1,5 Milliarden Euro verzeichnen. Wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schon Anfang März bemerkte, sind die Reserven der gesetzlichen Krankenkassen abgebaut. Angesichts der Corona-Krise sind die Krankenkassen alarmiert. Wie ein Sprecher der Barmer-Krankenkasse betonte, werden die Ausgaben der Krankenkassen bei einer Corona-Pandemie stark ansteigen.
Schaden kann aktuell noch nicht beziffert werden
Zuverlässige Aussagen, welche Folgen die Corona-Krise für die gesetzlichen Krankenkassen hat, sind noch nicht möglich. Rüdiger Scharf, Sprecher der DAK, sagt, dass die finanziellen Folgen noch nicht absehbar sind, da sich die Situation täglich ändert. Unsicherheit über die Konsequenzen der Corona-Krise gibt es auch bei anderen gesetzlichen Krankenkassen. Auch die Sprecherin des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Claudia Widmaier, betont, dass es schwer ist, die finanziellen Folgen für die Krankenkassen gegenwärtig einzuschätzen. Ein Sprecher des AOK-Bundesverbandes ist der Meinung, dass das System der gesetzlichen Krankenkassen gut auf Extremsituationen wie das Corona-Virus vorbereitet ist.
Corona-Krise trifft gesetzliche Krankenkassen zu ungünstigem Zeitpunkt
Im vergangenen Jahr mussten die gesetzlichen Krankenkassen erstmals seit 2015 ein finanzielles Defizit verbuchen. Die Ausgaben lagen bei 251,9 Milliarden Euro, während die Einnahmen lediglich 250,4 Milliarden Euro betrugen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärte, dass die gesetzlichen Krankenkassen ihre Finanzreserven abgebaut hätten, um Beitragserhöhungen im aktuellen Jahr zu vermeiden. Angaben des Gesundheitsministeriums zufolge lagen die finanziellen Reserven der gesetzlichen Krankenkassen Ende 2019 noch bei ca. 19,8 Milliarden Euro. Da die Krankenkassen ihre hohen Finanzreserven abbauen, profitieren die gesetzlich Krankenversicherten von niedrigen Zusatzbeiträgen und gleichzeitig von Leistungsverbesserungen. Gegenwärtig arbeiten die Krankenkassen an Pandemieplänen. Die Corona-Tests, Behandlungen der Corona-Erkrankten, aber auch die Leistungen, die an die Kliniken gezahlt werden, um die Krise zu bewältigen, führen zu hohen Ausgaben bei den gesetzlichen Krankenkassen.
Gesetzliche Krankenkassen rechnen mit steigenden Zusatzbeiträgen durch die Coronakrise
Zusätzlich zum allgemeinen Beitrag dürfen die gesetzlichen Krankenkassen einen Zusatzbeitrag erheben. Da jede Krankenkasse den Zusatzbeitrag selbst festlegen darf, variiert dieser Beitrag, je nach Krankenkasse. Im Schnitt liegt dieser Zusatzbeitrag aktuell bei 1,1 Prozent.
Auch wenn die finanziellen Folgen der Corona-Krise gegenwärtig noch nicht vorhersehbar sind, wird davon ausgegangen, dass der Zusatzbeitrag im nächsten Jahr auf durchschnittlich 2,0 Prozent steigen wird.
Mit dieser Steigerung wird jedoch unabhängig von der Corona-Krise gerechnet. Denkbar ist, dass der Zusatzbeitrag im nächsten Jahr angesichts der finanziellen Auswirkungen der Krise noch weiter steigen kann.
Wahrscheinlich keine Beitragserhöhungen bei den privaten Krankenversicherungen
Mit einer Beitragserhöhung bei den privaten Krankenversicherungen im nächsten Jahr aufgrund der Corona-Krise wird nicht gerechnet. Der Vorstandschef der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), Guido Bader, hält eine Beitragserhöhung ausschließlich aufgrund des Virus für unwahrscheinlich. Er erklärt, dass solche Extremsituationen bereits bei den Prämien berücksichtigt wurden und genügend Risikokapital vorhanden ist. Die privaten Krankenversicherungen können ihre Prämien nur bei sogenannten auslösenden Faktoren erhöhen. Voraussetzung dafür ist,
- dass die erwarteten Versicherungsleistungen um mehr als 10 Prozent von den einkalkulierten Versicherungsleistungen abweichen
- dass die Versicherten älter werden als vom Versicherer vorausberechnet.
Beide Voraussetzungen liegen gegenwärtig nicht vor. Die Versicherer werden nicht mit unerwarteten Mehrausgaben konfrontiert. Die Gesundheitsausgaben steigen nicht aufgrund älter werdender Versicherter.
Fazit: Unterschiede bei gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen
Die Corona-Krise ist eine Herausforderung für das Gesundheitssystem. Die gesetzlichen Krankenkassen mussten bereits im vergangenen Jahr, unabhängig von der Corona-Krise, ein Minus verzeichnen. Um die gestiegenen Ausgaben angesichts der Krise zu kompensieren, wird im kommenden Jahr mit einer Erhöhung der Zusatzbeiträge auf mehr als 2 Prozent bei den gesetzlichen Krankenversicherungen gerechnet. Bei den privaten Krankenversicherungen soll es aufgrund der Krise keine Beitragserhöhungen gelten, da genügend Reserven vorhanden und solche Extremsituationen schon mit den Prämien abgedeckt sind. Zuverlässige Aussagen über die finanziellen Auswirkungen sind noch nicht möglich.