Selbstständige und Freiberufler haben die Wahl zwischen der gesetzlichen (GKV) und der privaten Krankenversicherung (PKV). Sowohl die GKV als auch die PKV haben für Selbstständige diverse Vor- und Nachteile. Die Wahl sollte überlegt getroffen werden, vor allem der Wechsel von der PKV zurück in die GKV ist nicht einfach möglich. Hier erfahren Sie, was Sie über die Krankenversicherung für Selbstständige wissen sollten und wann die PKV oder die GKV die bessere Wahl ist.
Krankenversicherung für Selbstständige: Fakten
PKV
Die private Krankenversicherung besticht mit ihren durch die Bank guten Leistungen. Sie lässt sie es sich gut bezahlen, die Beiträge liegen oft über denen der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Beiträge werden individuell festgesetzt und bleiben dauerhaft gültig, von möglichen Beitragserhöhungen abgesehen. Rücksicht auf finanzielle Verschlechterungen seitens des Versicherten wird nicht genommen.
GKV
In der GKV gilt ein Beitragssatz von 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens zuzüglich Zusatzbeiträge und Pflegeversicherung. Die gesetzliche Krankenversicherung bietet somit den Vorteil, dass mit dem Einkommen die Beiträge sinken. Natürlich können sie bei höherem Einkommen steigen. Es gibt eine Obergrenze, ab der das zusätzliche Einkommen nicht beitragspflichtig ist. Großverdiener sehen sich nicht mit Beiträgen von mehreren tausend Euro monatlich konfrontiert.
Privat oder gesetzlich versichern als Selbstständiger?
Selbstständige haben die Qual der Wahl. Sie müssen sich für eines der beiden Versicherungsmodelle entscheiden. In den meisten Fällen ist die gesetzliche Krankenversicherung günstiger. Es gibt die Besonderheit, dass Selbstständige ihre eigenen Arbeitgeber sind. Bei Angestellten zahlt der Arbeitgeber die Hälfte der Beiträge. Selbstständige müssen ihre Beiträge vollständig aus eigener Tasche bezahlen. Für sie ist die gesetzliche Krankenversicherung doppelt so teuer als für einen Angestellten. Die Beiträge zur PKV sind teils günstiger als die zur GKV, vor allem bei erfolgreichen Unternehmern mit gutem Einkommen.
Finanzielle Planbarkeit schwierig
Eines der Hauptprobleme von Selbstständigen hinsichtlich ihres Krankenversicherungsschutzes ist die finanzielle Planbarkeit. In der Gründungsphase sind die Einnahmen meist gering, da sind hohe Krankenkassenbeiträge eine große Belastung. Auch wenn die Anfangsphase gut läuft und der Businessplan aufgeht, bedeutet das nicht, dass das so bleiben muss. Sollten dem Selbstständigen spontan die wichtigsten Kunden abspringen, sieht es finanziell schnell mau aus. Die Beiträge müssen weiter in voller Höhe gezahlt werden.
Auf der anderen Seite ist die gesetzliche Krankenversicherung für erfolgreiche Unternehmer teuer.
Wer mehr als 5.175,00 Euro monatlich verdient, zahlt inklusive Krankengeldanspruch und Pflegeversicherung locker über 900 Euro.
Für dieses Geld gibt es private Krankenversicherungen mit Spitzenleistungen und nicht den Basisschutz der gesetzlichen Versicherung. Nachfolgend sollen beide Versicherungssysteme und ihre Eignung für Selbstständige genauer vorgestellt werden.
Gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige
Die gesetzliche Krankenversicherung ist für Selbstständige oft unattraktiv gewesen. Seit 2019 ist sie für Selbstständige und Freiberufler wieder eine gute Option. Warum das so ist, wird später genauer dargelegt. Selbstständige zahlen ihre Beiträge in voller Höhe. Einen Arbeitgeberanteil von 50 Prozent gibt es für sie nicht bzw. müssen sie selbst zahlen, da sie ihr eigener Arbeitgeber sind.
Krankenkassenbeiträge bei Selbstständigen einkommensabhängig
Wenn das Geschäft gut läuft und das Einkommen 5.175,00 Euro monatlich übersteigt, wird der Höchstbeitrag fällig, was inklusive Zusatzbeitrag und Pflegeversicherung über 900 Euro wären. In der GKV bekommt man die gleichen Leistungen wie jeder andere, egal wie viel man einzahlt. Die hohen Beiträge bringen keinen Vorteil mit sich. Neben der Obergrenze gibt es eine Untergrenze. Diese lag für Selbstständige bei einem fiktiven Einkommen von 1.178,33 Euro Euro. Daraus würde sich ein Beitrag von knapp 335 Euro ergeben, zuzüglich Zusatzbeitrag und Pflegeversicherung.
Diese Beitragshöhe hat viele Menschen abgeschreckt, die sich selbstständig machen wollten. Der Krankenversicherung war es bis dato egal, ob das Einkommen unterhalb der genannten Grenze liegt. Wer sich mit kleinem Budget im digitalen Bereich selbstständig machen wollte, hatte genug das Problem, dass diese Beiträge zu hoch waren.
Neue GKV Tarife für Selbstständige
Seit 2024 gilt eine neue Beitragsbemessungsgrenze. Selbstständigen wird seitdem ein Einkommen von nur noch 1.178,33 Euro unterstellt. Das hat für Existenzgründer große Auswirkungen, denn der niedrigste Beitragssatz liegt noch bei rund 145 Euro plus Pflegeversicherung und ist deutlich günstiger als eine private Krankenversicherung. Wer mit dem Versicherungsschutz der gesetzlichen Krankenversicherungen nicht zufrieden ist, kann private Zusatzversicherungen abschließen. Sollten die Beiträge nicht mehr bezahlbar sein, können die Zusatzversicherungen gekündigt werden.
Private Krankenversicherung für Selbstständige
Die private Krankenversicherung ist für Selbstständige attraktiv. Da sie die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung in vollem Umfang selbst zahlen müssen, wird der Beitragsunterschied zu den privaten Krankenversicherungen mit ihren viel besseren Leistungen deutlich kleiner. Zumindest war das vor 2019 so, als noch die alte Beitragsbemessungsgrenze für freiwillig gesetzlich krankenversicherte Selbstständige galt. Der große Vorteil der PKV ist natürlich der Leistungsumfang. Behandlungsgarantie durch den Chefarzt einer Klinik oder vollständige Kostenerstattung für Medikamente sind übliche Leistungen.
PKV Beiträge sind unabhängig vom Einkommen
In der PKV werden die Beiträge für jeden Versicherten individuell festgelegt. Grundlegend zahlt man so viel, wie die medizinische Versorgung eines Menschen im gleichen Alter durchschnittlich kostet. Zusätzlich wird ein Aufschlag für die Altersrückstellung berechnet. Da die Behandlungskosten mit dem Alter stärker steigen, würden die Beiträge irgendwann unbezahlbar. Mit der Altersrückstellung werden diese Beitragsanstiege abgefedert.
Zusätzlich wird das individuelle Risiko mit einkalkuliert. Vor dem Abschluss einer PKV wird eine Gesundheitsprüfung durchgeführt, bei welcher der Antragssteller ausführliche Informationen über seinen aktuellen sowie vergangenen Gesundheitszustand und seinen Lebensstil angeben muss. Wer zum Beispiel raucht und einen riskanten Sport betreibt, hat natürlich ein größeres Risiko zu erkranken oder zu verunfallen als jemand, der sich gesund ernährt, einer leichten Bürotätigkeit nachgeht und seit Jahren regelmäßig zum Yoga geht. Letzterer zahlt im Vergleich logischerweise deutlich geringere Beiträge. Fallen die Ergebnisse der Gesundheitsprüfung zu schlecht aus, kann der Antrag abgelehnt werden und es bleibt die gesetzliche Krankenversicherung.
Alter spielt bei der PKV immer eine Rolle
Das Alter spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Wer mit 20 in die PKV eintritt hat deutlich länger Zeit, um die Altersrückstellung anzusparen, als jemand, der 40 Jahre alt ist. Entsprechende Auswirkungen hat das auf die Beiträge. Bei der Entscheidung für die PKV sollte berücksichtigt werden, dass die Beiträge unabhängig vom Einkommen anfallen und mit der Zeit teurer werden. Anders als in der GKV führt ein geringeres Einkommen nicht zu niedrigeren Krankenversicherungsbeiträgen. Wenn das Geschäft schwächelt und Einnahmen ausbleiben, bleiben die Fixkosten der PKV bestehen.
PKV oder GKV für Selbstständige?
Diese Frage lässt sich nur in einem Fall eindeutig beantworten: Wer vor der Selbstständigkeit privat krankenversichert ist, bleibt es auch in der Selbstständigkeit, da er nicht unter die Versicherungspflicht im Sinne einer Pflichtversicherung fällt.
Bei der Entscheidung für einen Verbleib in der GKV oder den Wechsel in die PKV sollten Selbstständige einige Dinge berücksichtigen. Die Vor- und Nachteile beider Systeme wurden erörtert. Der Leistungsumfang der PKV sowie die niedrigeren Beiträge bei hohen Einnahmen sprechen deutlich für die PKV. Die finanzielle Sicherheit im Falle eines Misserfolgs spricht für die gesetzliche Krankenversicherung, welche ggf. mit Zusatzversicherungen erweitert werden kann.
Die Entscheidung sollte mit Bedacht getroffen werden, ein Wechsel von der PKV zurück in die GKV ist selten möglich. Wer 55 Jahre oder älter ist, hat so gut wie keine Chance, zurück zu wechseln. Wer sein Geschäft aufgibt, muss einen sozialversicherungspflichtigen Job aufnehmen und darf nicht mehr als die Einkommensbemessungsgrenze von 60.750 Euro (Stand 2019) verdienen. Ansonsten bleibt man an die PKV gebunden.
Gesetzliche Krankenkasse bei mehreren Kindern sinnvoll
Ein wichtiger finanzieller Aspekt ist die Familienplanung. Für Selbstständige bietet die PKV keine Familienversicherung. Ehepartner und Kinder müssen in der PKV separat versichert werden, was bei einer größeren Familie teuer werden kann und ein großes Risiko darstellt, wenn es geschäftlich bergab geht. In der GKV sind Ehepartner und Kinder in der Regel in der Familienversicherung kostenlos mitversichert. Wer eine große Familie plant oder hat, sollte sich überlegen, freiwillig in der GKV zu bleiben, vor allem, wenn man die langfristigen finanziellen Risiken der Selbstständigkeit bedenkt.
Es kommt auf das zu erwartende Einkommen an. Wer sich auf dem digitalen Markt selbstständig machen möchte, verdient vor allem am Anfang weniger als jemand, der mit viel Kapital im Rücken ein Autohaus eröffnet. Der Verbleib in der GKV wäre finanziell deutlich sinnvoller. Sollte das Geschäft gut laufen und regelmäßig gute Aufträge reinkommen, kann man noch über einen Wechsel in die PKV nachdenken.
Gute PKV Tarife ab 400,- Euro für Selbstständige
Gute private Krankenversicherungstarife gibt es für um die 400 Euro im Monat, wohingegen die Beiträge zur GKV die 800 Euro übersteigen können. Allerdings muss man in der Verfassung sein, einen solch günstigen Tarif überhaupt zu bekommen, was maßgeblich von der Gesundheitsprüfung abhängt. Wer zum Beispiel mit einer Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt und Asthma hat, kann sich noch als Webdesigner oder Versicherungsberater selbstständig machen. Aufgrund des Gesundheitszustands ist es wahrscheinlich, dass die private Krankenversicherung teuer wird, sollte der Antrag nicht direkt abgelehnt werden.
Eine private Krankenversicherung ist vor allem für gesunde junge Menschen empfehlenswert, die wissen, wie ihr Leben aussehen soll und die eine solide und gewinnbringende Geschäftsidee haben. Idealerweise liegt noch Kapital auf der hohen Kante, auf welches in schlechten Zeiten zurückgegriffen werden kann. Wer beispielsweise Wirtschaft studiert und sich als Berater selbstständig machen möchte, kann zu Beginn des Studiums eine private Krankenversicherung abschließen.
Studententarife sind bei gutem Gesundheitszustand günstig und die Aufschläge für die Altersrückstellung fallen niedrig aus. Sollte man es sich noch anders überlegen, kann man nach dem Studium, sofern man nicht zu viel verdient, in die GKV zurück wechseln.
Freiwillige Krankenversicherung als gute Option bei niedrigem Einkommen
Seit der Absenkung des angenommenen Mindesteinkommens ist die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige deutlich attraktiver geworden, schließlich ist gerade in der Gründungsphase das Risiko zu scheitern groß. Wer in der privaten Krankenversicherung festhängt, steht finanziell schnell schlecht da. Wer in der GKV bleibt, zahlt seinem Einkommen entsprechende Beiträge.
Läuft das Geschäft gut, lohnt sich die gesetzliche Krankenversicherung nicht mehr, denn für die gebotenen Leistungen sind um die 800 Euro monatlich im Vergleich zur PKV klar zu teuer. Hat man noch private Zusatzversicherungen abgeschlossen, können die Kosten noch höher sein. Sollte absehbar sein, dass die Geschäftslage so bleibt, lohnt der Wechsel in eine private Krankenversicherung mit besseren Leistungen bei gleichzeitig niedrigeren Beiträgen.
Hierbei sollte perspektivisch gedacht werden. Wer vor 35 Jahren ein Startup gegründet hat, welches auf die Entwicklung, den Bau und Vertrieb von modernen Festnetztelefonen ausgerichtet war, hat eine Zeit lang gut verdient. Als wenig später die Mobiltelefone massentauglich wurden, dürfte er ein langes Gesicht gemacht haben und möglicherweise insolvent gegangen sein. Schwer oder gar nicht vorhersehbare Risiken sollte man bei der Wahl des Geschäftsfelds und der Krankenversicherung berücksichtigen.
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